Die Chefs: Schulleiterin Renate Tanner und Konrektor Volker Knapheide mit ihren Schülern. Die Schule will in den nächsten Tagen auch die Nachbarn einladen, um sich bekannt zu machen. Foto: Monika Gerharz
Greven – 17.08.2015
Die Förderschule für Lernen und Sprache hat geschlossen, aber zum Schuljahresbeginn ist in das Gebäude an der Lindenstraße eine neue Schule eingezogen: In der Förderschule für Emotionale und Soziale Entwicklung lernen Schüler Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Selbstdisziplin.
Von Monika Gerharz
„Wer kennt die erste Schulregel?“ 50 Schüler, wohl 90 Prozent davon Jungs, überlegen, dann geht ein Dutzend Finger in die Höhe. „Es gibt keine Gewalt und keine Gewaltandrohung!“ Renate Tanner, die Schulleiterin, nickt bei der ersten kleinen „Schulkonferenz“ am dritten Tag nach den Ferien zufrieden, und Konrektor Volker Knapheide meint zuversichtlich: „In ein paar Wochen haben wir wieder eine Veranstaltung. Dann habt ihr die alle drauf.“
Denn Regeln sind wichtig an der neuen Grevener Förderschule, die in der alten Johannesschule ihre Räume hat, nachdem die bisherige Schule für Sprache und Lernen aufgelöst worden ist. Die Schule ist noch im Aufbau – 50 Kinder von Klasse fünf bis acht werden zur Zeit unterrichtet. „In der Klasse 5 haben wir bereits den gebundenen Ganztag“, erläutert das Schulleitungsteam. Der Schwerpunkt der Schule: Sie kümmert sich um Kinder und Jugendliche mit ganz normalen geistigen Fähigkeiten, die sich aber aus verschiedenen Gründen selbst zu sehr im Weg stehen, um an einer Regelschule Aussicht auf Lernerfolg zu haben. Extreme Zappelphilippe, Klassenclowns, Jugendliche, die manchmal von ihren Aggressionen überrollt werden, aber auch extrem schüchterne oder autistische Kinder, für die soziale Kontakte sehr problematisch sind, sollen hier gefördert werden. Ihr Selbstbewusstsein, ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstdisziplin sollen so gestärkt werden, dass sie entweder an eine Regelschule zurück wechseln können oder an der Grevener Förderschule ihren Haupt- oder Realschulabschluss schaffen.
15 Lehrkräfte und eine Sozialarbeiterin unterstützen sie dabei – unter anderem mit einem Punkte-Belohnungssystem, das ihnen im Alltag immer wieder zeigt, dass sie etwas erreicht haben und etwas erreichen können. „Diese positive Verstärkung ist ganz wichtig“, weiß Schulleiterin Tanner. Die Kinder hätten oft viel Schlimmes und Frustrierendes erlebt, seien oft abgelehnt worden. „Wir melden ihnen zurück, dass sie ganz in Ordnung sind.“
Aber auch Disziplin und Grenzen, das zeigt sich in der ersten „Versammlung“, werden eingeübt. „Wir folgen den Anweisungen der Lehrer“ und „Wir bleiben am vereinbarten Ort“, sind die weiteren Schulregeln. Und als die Schüler in der Schuljahrs-Auftaktveranstaltung zu viel kichern, bringt ein klares Wort sie schnell zur Ruhe. In einer kleinen Schule mit sehr kleinen Klassen funktioniert das leichter als an großen Einrichtungen,, und das Schulleitungsteam ist darum auch überzeugt: „Trotz aller Inklusion – wir brauchen die Förderschulen. Und viele Schüler kommen aus dem gemeinsamen Lernen auch wieder zurück.“