Greven. Über Sexualität zu reden, das ist schwer. Und gerade unter Jugendlichen oft peinlich. „Es gibt ziemlich viele Homophobie hier“, sagt der 14-jährige Marvin an der Schule an der Ems, „das finde ich nicht in Ordnung.“ Für Schulsozialarbeiterin Lisa Brinner gehören sexuelle Vielfalt und Gewalt zu wichtigen Themenschwerpunkten der Förderschule mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Darum hat die Schulsozialarbeit auch Christoph Schlatjan und Julian Repke vom DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe eingeladen.

„Vielfalt. Leben“ und „Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt“, das sind die Schwerpunkte ihres Unterrichtsblocks, den sie mit einer Förderung des Landschaftsverbandes in vielen Schulen anbieten. In Greven in den Jahrgängen sieben bis zehn. „Im Prinzip geht es darum, dass in Schulen, Sportvereinen, Jugendzentren Aufklärungsarbeit geleistet wird“, sagt Christoph Schlatjan vom DRK. 7,4 Prozent der deutschen Bevölkerung würde sich selber als „queer“ bezeichnen. Damit seien die verschiedenen Geschlechtsausprägungen jenseits von männlich und weiblich gemeint. „Im Prinzip sitzen in jedem Klassenraum ein bis zwei Menschen, die irgendwann im Leben von Diskriminierung in diesem Bereich betroffen sind.“
Das Bewusstsein für Genderfragen habe sich heute geändert, sagt der DRK-Mitarbeiter: „Es ist sehr unterschiedlich. Ob die Menschen negativ reagieren, hängt auch damit zusammen, wie viel Kontakt sie zu diesem Thema hatten.“ Und ob es im persönlichen Umwelt jemanden gibt, der schwul, lesbisch oder transident ist: „Dann gibt es eigentlich eher weniger Vorurteile“, hat er erfahren. Das Thema an sich sei öffentlich präsent. Die Regenbogenflagge habe jeder gesehen. In sozialen Medien wie Twitter oder Instagram gebe es „unheimlich viel Hass und Hetze“. Aber es gebe auch viel Aufklärungsarbeit im Netz. Schlatjan: „Es liegt immer daran, wo man sich aufhält und welche Information man dort bekommt.“ „Als ich Schüler war“, sagt er, „hätte ich nicht sagen können, was hinter den Buchstaben LGBTQIA steckt. Heute seien Schüler besser informiert.
Dass das Programm Erfolg hat, bestätigen auch die Schüler. „Es gibt nicht so viele Leute, die das gut erklären können“, lobt Schüler Marvin, „aber die beiden haben es gut gemacht. Ich glaube, es wendet sich auch zum Besseren.“ Auch Lehrerin Andrea Schweizer findet das Programm „nachhaltig“: „Schule ist für viele ja eigentlich nie gut – aber hier kommt im Hinterkopf was an bei den Schülern.“ Das Lob geben die DRK-Mitarbeiter zurück. Schlatjan war vom Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrern an der Schule an der Ems begeistert: „Wenn an allen Schulen den Kinder soviel Zeit gegeben würde, gäb es im Land wahrscheinlich viel weniger Probleme.